Simon Wascher
Musiker
Traditionelle europäische Tanzimprovisation

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Drehleier FAQ - Haeufig gestellte fragen



"was soll man als anfaenger beim kauf beachten?"

hier meine persoenliche meinung dazu, soweit sie sich schriftlich vermitteln laesst. Das ganze ist etwas laenger geworden, weil in einem satz laesst sich das nicht beantworten, weswegen sich bisher offenbar auch noch niemand der muehe unterzogen hat. Ausserdem ist das natuerlich ein kontroversielles thema. Geht es hier doch auch um qualitaet im instrumenten-bau, ums verkaufen und also ums geld.
Ich habe versucht meine persoenlichen, obiektivierbaren kriterien zusammen zu stellen. instrumente die diese kriterien nicht erfuellen muessen deswegen nicht schlecht sein, koennen individuell sogar als das ultimativ beste erlebt werden, als instrument zum lernen wuerde ich sie aber nicht empfehlen.


Also:

das instrument sollte
1-2 melodiesaiten haben
1-2 schnarren, oder 1 schnarre mit ganzton-umstimmer
2 bordun-saiten
mehr saiten sind fuer den anfaenger nicht zu beherschen, koennen hoechstens mit gekauft werden fuer die zukunft.

standard-masse haben:
laenge der unverkuerzten melodie saite(n) - 345 mm (+/- 5 mm)
kurbel-laenge 65 - 70 mm

eine standard tastatur mit allen chromatischen halbtoenen haben und einen ton umfang von 2 oktaven, das sind 14 tasten in der diatonischen reihe ('untere tasten'; beim traditionellen franzoesischen 13 - ohne septim in der 2. oktave), und 10 tasten fuer die chromatischen halbton-schritte ('obere tasten').
Vom standpunkt der spielbarkeit aus sollen die diatonischen und chromatischen tasten so zueinander angeordnet sein, dass die teilung der chromatischen (ober-)tasten in der mitte der diatonischen (unter-) tasten liegt nur bei den halbton-schtitten in der diatonischen (unteren) tasten-reihe soll die teilung der ober-tasten genau ueber der teilung der unter-tasten liegen. Traditionelle tastatur-aufteilungen halten sich nicht an diese vorgabe, wodurch manche ton-verbindungen auf diesen instrumenten schwerer spielbar sind.
Alle, insbesondere die hohen toene der tastatur muessen funktionieren. Da man erst lernen muss diese toene zu spielen, sollte das von einem erfahrenen drehleierspieler beurteilt werden. Man kann sich diese toene auch vom verkaeufer vorspielen lassen. Aussagen wie 'diese tasten werden nicht benutzt' sollten zur skepsis mahnen.

Die aussagen der verkaufs-willigen genau hinterfragen: auch kauf direkt beim instrumenten-bauer ist da keine sicherheit, weil die philosophien und ansichten ueber qualitaet (stichworte: 'billige instrumente', preiskampf, 'authentizitaet') in diesem bereich sehr divergieren. Erst recht werden instrumente weiter-verkauft weil sie dem vorbesitzer nicht gut genug sind. Also immer nach den motiven des verkaufs und der preis-gestaltung fragen und genau auf die antwort hoeren und da durchaus auch bohrend nach fragen. Etwa worin genau der unterschied zu teureren modellen des selben instrumenten-bauers besteht.

Bei instrumenten fuer weniger als 1000 Euro ist meine skepsis sehr gross, irgendwelche einschraenkungen sind dabei immer in kauf zu nehmen. Es gibt sehr empfehlens-werte aber auch ganz miserable instrumente fuer etwa 1400-1600 Eurot, aber auch extrem schlechte instrumente fuer 3000 Euro auf dem markt.

Drehleiern sollten immer direkt und nicht ueber zwischen-haendler gekauft werden, die meist ueberhaupt keine information ueber das instrument haben. Den Verkaeufer immer nach dem inkludierten service und support fragen.

vor dem kauf erfragen sollte man (und nur kaufen im falle der richtigen antwort):

Woraus besteht das rad?
falsche antwort: vollholz, massivholz, ein brett...
richtige antwort: sperrholz, MDF, schichtverleimtes holz, kunststoff,...

Wie baut man das rad aus?
falsche antwort: ist nie notwendig; man muss dazu die decke abnehmen,...
richtige antwort: erklaeren der methode, die ohne besondere fach-kenntnisse ausgefuehrt werden kann.

Der kaufinteressent soll sich setzen und sich das instrument vom verkaeufer umschnallen lassen um das instrument zu sichern. Die radabdeckung abnehmen, wie zeigt der verkaeufer. Dann die saiten vom rad nehmen, wie, kann der verkaeufer zeigen, das rad an den seiten in die hand nehmen (nicht die streichfaeche beruehren) und versuchen es zu bewegen: laesst es sich seitwaerts, auf und ab ruckeln, macht das ein geraeusch?
wenn ia, ist das lager nicht in ordnung.

Nun die achse, dort wo sie das instrument verlaesst, in die hand nehmen und versuchen daran zu ruckeln. wiederum sollte das nicht moeglich sein. Als naechstes, weiterhin ohne saiten am rad, kurbeln: es darf dabei fast kein geraeusch machen, weder schaben/rauschen noch rumpeln oder klopfen.

Kontrollieren ob der kurbelknauf ruhig laeuft. Im knauf ist ein lager, der knauf muss sich leicht und ohne widerstand drehen koennen. Wenn er wackelt oder sich hin und herschieben laesst verursacht das geraeusche. Wenn keine saiten am rad streichen darf der wiederstand beim kurbeln nur sehr gering sein, und auch in ieder stellung des rades gleich gross. Wenn das drehen an manchen stellen der umdrehung fester geht als an anderen, nein danke: das bedeutet reparatur.

Die rad-oberflaeche ganz genau inspizieren. Waehrend man das rad langsam dreht auf kratzer, dellen, kerben achten und ob die oberflaeche gleichmaessig glatt im licht schimmert. Die radoberflaeche soll beim kauf in perfektem zustand sein. Sie wird langsam schlechter vom spielen und muss in laengeren intervallen vom fachmann optimiert werden.
Behauptungen des verkaeufers das 'muss sich erst einspielen' sind falsch.

eine halbton-taste (obere tasten-reihe) gedrueckt halten und den tangenten-kasten oeffnen: die taste soll das oeffnen nicht behindern. Kein absoluter ablehnungs-grund aber ein konstruktions-mangel der beim feinstimmen der tangenten sehr stoert.

Die tangenten (buende) muessen bei instrumenten mit zwei oder mehr melodie-saiten die saiten gleichzeitig, also bei gleich starkem druck auf die taste beruehren: das instrument flach auflegen, alle melodie-saiten 'einhaengen' und ohne zu kurbeln die taste langsam druecken: genau beobachten ob die saiten gleichzeitig beruehrt werden, wenn nein: bei traditionellen holz-tangenten bedeutet es einen zeitlich grossen (bastlerisch anspruchslosen) aufwand das zu korrigieren, bei iustierbaren metall-tangenten etwa eine stunde arbeit.

Beim inspizieren der tangenen(buende) darauf achten ob die saiten die tangenten eingekerbt haben, dies ist ein zeichen fuer laengeren gebrauch. Neue instrumente haben das noch nicht. ein einfacher test zur rundheit des rades:

nur eine melodie-saite 'einhaengen' (der verkaeufer zeigt wie) also mit dem rad streichen - alle anderen saiten sind 'ausgehaengt' (werden nicht gestrichen), waehrend des kurbelns mit einem stimmgeraet beobachten ob sich die ton-hoehe merklich veraendert, und ob diese ton-hoehen-aenderung von der stellung der kurbel abhaengt, ob also die ton-hoehe mit der rad-umdrehung schwankt. Wenn ia, ist vermutlich das rad nicht rund genug, muss also gerichtet werden.

Das instrument vom verkauefer stimmen lassen:
beobachten ob der dabei schwierigkeiten hat, beim drehen der wirbel, beim loslassen der wirbel (dass sie ihre position nicht beibehalten). Wenn ia, nein danke. Ein gutes instrument in gutem zustand sollte ohne stimmholz, nur mit der hand zu stimmen sein.
Selbst an den wirbeln drehen: geht das einigermassen leicht, lassen sich die wirbel an iede stelle beliebig drehen oder huepfen sie heraus, klemmen sie ruckeln sie? Natuerlich kan man das instrument nicht gleich richtig stimmen, aber die gaengigkeit der wirbel kann der kaufwillige sofort testen.

Sich etwas vorspielen lassen:
Sowohl mit als auch ohne schnarre vorspielen lassen, das instrument muss immer angenehm klingen.
Es ist darauf zu achten ob das instrument mit nur einer oder mit zwei melodie-saiten vorgespielt wird: darum bitten mit beiden saiten zu spielen, dann hoert auch der laie ob das instrument gut eingestellt ist oder nicht.

Grundsaetzlich sollte man sich als neuling auf die expertise eines guten, moeglichst professionellen drehleier-spielers verlassen. Es erspart wahrscheinlich viel geld und mit sicherheit muehe und enttaeuschung sich von so einer person beraten zu lassen, auch wenn es vielleicht eine weile dauert bis man kontakt zu einer geeigneten person herstellen kann.
Iedenfalls ist es sinnvoll vor dem kauf, als teil der aquisition so zu sagen, mit leih-instrument(en) an einem oder mehreren kursen teil zu nehmen wo viele erfahrungen und kontakte gemacht werden koennen (und verschiedene instrumente probiert werden koennen). Immerhin gibt man letztlich eine summe aus die von den allermeisten nicht einfach vernachlaessigt werden kann.


Ich hab schon ein paar mal von fluessigem colophonium gehoert,
weis iemand ein rezept und wie man es verwendet ?

provisorisch compiliert nach dem mail austausch auf der hurdygurdy mailing list ueber dieses topic, mit beitraegen von Theo Bick, Neil Brook, Ben Grossman, Alden Hackmann, Colin Hill, S. Neumeier, Simon Wascher und anderen.



rezept

Es ist einfach sich selbst fluessiges colophonium zu machen. Einfach zerstossenes colophonium in reinem alkohol aufloesen.
Die loesung sollte nicht zu klebrig sein: wenn man ein paar tropfen zwischen daumen und zeigefinger reibt sollte es eine staerkere reibung geben aber sich nicht wirklich klebrig anfuehlen. Durch hinzufuegen von alkohol oder einer dickeren loesung so einstellen, dass beim auftrag auf das rad gerade die optimale menge colophonium aufgetragen wird.
Grundsaetzlich ist das die selbe loesung die verwendet wird um ein neues rad beim bau einer drehleier erstmals mit colophonium ein zu lassen, allerdings etwas schwaecher.

Die wichtigsten faktoren fuer gutes fluessiges colophonium sind die qualitaet des colphoniums, und das optimale verhareltnis zwischen alkohol und colophonium. Beides ist auch abhaengig vom spiel-stil und von der art des colophonium auftrages.
Ein wichtiger faktor ist auch ein gut eingestelltes instrument. Wenn der druck der saiten zu hoch, oder die wattierung schlecht gemacht ist, hilft auch das beste colophonium nicht.

wie verwende ich es

Alle saiten vom rad aushaengen. Einige tropfen colophonium auf ein etwa erbsen-grosses stueckchen watte auftragen und gleichmaessig auf die ganze rad-oberflaeche auftragen. Manche leute nehmen dafuer auch einen pinsel oder ein stueck stoff.
Den alkohol kurz, ein paar sekunden bis eine minute abtrocknen lassen, das rad drehen und dabei mit einem watte-bausch fest gegen die rad-oberflaeche druecken. Durch dei waerme-entwicklung wird die oberflaeche ganz getrocknet und noch geglaettet. Am schluss den watte-bausch sehr fest gegen die kanten des rades druecken um das colophonium von dort zu entfernen, dadurch wird der klang besser.
Der auftrag des colophoniums ist dann richtig, wenn bei sehr geringer drehgeschwindigkeit weder ein kratzendes geraeusch entsteht, dann ist zuviel colophonium aufgetragen , noch das rad unter den saiten durch rutschen kann: dann ist der colophonium auftrag zu gering. Vorausgesetzt ist natuerlich, dass der druck der saiten auf das rad richtig iustiert ist.

Feines schleif-papier (600 bis 800) kann eine hilfe sein wenn zu viel colophonium aufgetragen ist, bei richtiger dosierung ist es aber nicht notwendig.

ueber das colophonium

Am anfang am besten ein wenig von dem colophonium-block oder -pulver verarbeiten das man auch bisher benutzt hat. Eine drehleier ist ein gestrichenes saiten-instrument das die selbe art von saiten benutzt wie andere streich-instrumente. Das colpophonium das man dafuer verwendet sollte also eines fuer violine viola oder cello sein, vom exotischen und experimentellen sollte man die finger lassen.

ueber den alkohol

Empfehlenswert ist reiner 90-95 prozentiger alkohol (ethanol). Alkohol wie er zur haut-desinfektion benutzt wird hat ueblicherweise nur 70%, trocknet daher langsamer und beeinflusst mit seinen 30% wasser-gehalt eventuell das rad negativ (bei holz-raedern).
Spiritus ist die gebraeuchlichste bezeichnung fuer den benoetigten 90-95 prozentigen ethanol fuer technische zwecke der als putz oder frostschutz-mittel in drogerien, apotheken, farben-fachgeschaeften und auf tankstellen verkauft wird. Er ist mit einem besonders schlecht schmeckenden zusatz vergaellt, damit er nicht getrunken wird, und im vergleich zu dem fuer den verzehr bestimmten "weingeist" sehr preiswert.
Frueher konnte "spiritus" auch beimengungen von methanol enthalten, das ist iedoch giftig und im heutigen "spiritus" nicht mehr enthalten.

zum flaeschchen

Am besten ist aus mehreren gruenden ein flaeschchen mit einem tropfer-einsatz, das ist ein plastik-teil der den flaschen-hals praktisch verschliesst und nur einzelne tropfen aus der flasche entlaesst. Man bekommt es zum beispiel in ieder apotheke (man bekommt dort auch flaeschchen mit pipette, und selbst bei korrekter kauf-order wird einem das verkaufs-personal gelegentlich aus irrtum ein solches geben wollen).
Im vergleich mit einem flaeschchen mit pipette gibt es mehrere vorteile: da das flaeschchen selbst die dosier-vorrichtung enthaelt, muss man mit einem teil weniger hantieren. Selbst wenn das offene flaeschchen umfaellt, werden nur wenige tropfen verschuettet.
Bei flaeschchen mit pipette kommt es immer wieder vor, dass diese immer fort lecken, da das ganze deckel-gewinde einerseits staendig mit harz verklebt und andererseits in geschlossenem zustand wieder angeloest wird. Beim flaeschchen mit tropfer-einatz kann auch in diesem fall das colophonium nur tropfenweise auslaufen.

extras, vorteile

Ein hauptvorteil ist, dass bei iedem colophonium auftrag das rad durch den alkohol zugleich gruendlich von fett und anderen verschmutzungen gereinigt wird.

Normalerweise, abhangig von den aeusseren bedingungen und dem saitendruck, haelt der colophonium-aufrtrag mit fluessigem colophonium fuer etwa 2 bis 20 stunden spieldauer, haelt also laenger als andere methoden des colophonierens.
Ich persoenlich habe bei buehnen-auftritten trotzdem auch einen block colophonium dabei da dieses schneller auf zu tragen ist. Das vermittelt eine gewisse sicherheit aber ich verwende es so gut wie nie.

Mit dem fluessigen colophonium kann die watte auf der saite fixiert werden. Einerseits kann bei glatten, etwa umsponnenen saiten die saite mit einer kleinigkeit colophonium besser haftend gemacht werden, anderer seits kann man die wattierung der saite mit einem tropfen colophonium "verkleben", um zum beispiel in beide richtungen drehen zu koennen, ohne das sich die wattierung loest.
Wenn dann die wattierung sich schlecht von der saite loesen laesst, einfach mit ein paar tropfen fluessigem colophonium anloesen.

gibt es fertiges fluessiges colophonium zu kaufen?

Es gibt fluessiges colophonium fuer geigen zu kaufen, das aber auch erst mit alkohol auf die richtige staerke verduennt werden muss, es gibt einen anbieter in Deutschland fuer fluessiges drehleier-colophonium: Natalia Issupow, und beim drehleier-bauer Wolfgang Weichselbaumer kann man es fertig beziehen.


welche stimmungen und tonarten sind mit der drehleier moeglich ?

(zur zeit in arbeit)
grundsaeztlich gibt es keine algemeine norm fuer die stimmung von drehleiern, aber es gibt ein paar stimmungen die durch ihre verbreitung bedeutung erlangt haben.
Wie man sein persoenliches instrument stimmt, haengt von mehrereren faktoren ab, die hier erlaeutert werden sollen.
Die erste frage ist "mit wem will ich zusammen musizieren ?" es ist frustrierend das instrument in G/C gestimmt zu haben wenn die musiker mit denen man zusammen kommt alle in B und Es musizieren.
"Will ich zum instrument singen?" Wenn ia, sollte die stimmung des instrumentes dafuer die richtige tonart haben.
Wenn kein konkreter anlass fuer eine bestimmte stimmung spricht, spricht einiges dafuer sich fuer eine "uebliche" stimmung zu entscheiden.

uebliche stimmungen

G/C

bei dieser stimmung sind die melodie-saiten in G gestimmt, mit bordunen in G und C, die schnarr-saite kann nach D umgestimmt werden. In dieser stimmung ist es ueblich in G und C zu spielen, einschliesslich der moll und kirchen-toene auf diesen gruend-toenen (C und G dorisch, mixolydisch etc).
Aufgrund der vorhandenen schnarr-toene ist es ohne groessere schwierigkeit moeglich auch in den skalen auf den grund-toenen D und F zu musizieren. Aufgrund der leeren saite G ist A-dur recht schwierig in dieser stimmung, ausserdem fehlt hier der geeignete bordun-ton.
standardmaessig hat eine sechssaitige drehleier in G/C folgende saiten:
G ~ 98 Hz (G des cello)
c ~ 131 Hz (c der viola)
g ~ 196 Hz (g der violine oder viola)
schnarr-saite:
c'/d' ~ 262/294 Hz (d' der violine oder viola)
melodie-saiten:
g' + g' ~ 392 + 392 Hz
wenn zwei melodie-saiten vorhanden sind werden beide traditioneller-weise gleich in g' gestimmt. So die resonanz des instruments es unterstuetzt ist es moeglich und sehr klangschoen eine der beiden melodie-saiten mit einer viola oder violin g saite eine oktave tiefer zu stimmen.
Ein vorteil der G/C stimmung ist, dass die zuordnung der toene zu den tasten in gleicher weise erfolgt wie bei anderen klaviaturen: die diatonische tasten-reihe entspricht den toenen der C-dur. Die versetzungs-zeichen (#, b) im noten-bild sind daher den ober-tasten der tastatur zugeordnet analog dem klavier.

D/G

Diese zweite standard-stimmung stammt aus Zentral-Frankreich und eignet sich auch ganz besonders fuer die tanz-musik aus dieser region.
Die melodie-saiten sind in D gestimmt mit bordunen und schnarr-saite ebenfalls in D.
In dieser stimmung ist es ueblich in D und G zu spielen, einschliesslich der moll und kirchen-toene auf diesen gruend-toenen (G und D dorisch, mixolydisch etc).
Es ist empfehlenswert einen der bordune auf G zu stimmen.
standardmaessig hat eine sechssaitige drehleier in D/G folgende saiten:
D ~ 73 Hz (ein ton ueber dem C des cellos)
d ~ 147 Hz (ein ton ueber dem C der viola) oder G ~ 98 Hz (G des cello)
d ~ 147 Hz (ein ton ueber dem C der viola)
schnarr-saite:
d' ~ 294 Hz (d' der violine oder viola)
melodie:-saiten:
d' ~ 294 Hz (d' der violine oder viola)
d'' ~ 592 Hz (ein ton unter dem e' der violine)
die beiden melodiesaiten werden traditioneller-weise in oktaven gestimmt.

A

Diese stimmung ist in Ungarn ueblich. Die melodie-saite ist in E gestimmt, die bordune und die schnarr-saite in A.
In dieser stimmung ist es ueblich in A zu spielen, einschliesslich der moll und kirchen-toene auf diesem gruend-ton (A dorisch, mixolydisch etc).
bordune:
A ~ 110 Hz
e ~ 165 Hz
schnarr-saite
a ~ 220 Hz
melodie-saite:
e' ~ 330 Hz

Galizische Zanfona, dieses instrument besitzt keine schnarre. Hier die beiden standard-stimmungen:

DO

1. bordon
c ~ 131 Hz (c der viola)
2. bordon
G ~ 98 Hz (G des cello)
1. & 2. cantantes (melodie-saiten)
g' + g' ~ 392 + 392 Hz
3. cantante
g ~ 196 Hz (g der violine oder viola)

SOL

1. bordon

2. bordon

1. & 2. cantantes (melodie-saiten)

3. cantante


Zu diesen standard-stimmungen gibt es noch ein paar ergaenzungen die die klanglichen moeglichkeiten des instruments erweitern koennen.
Erwaehnt wurde schon die oktavierung der melodie-saiten etwa g zu g'. Bei instrumenten mit zwei melodie-saiten beteht auch die moeglichkeit die saiten auf verschiedene grund-toene zu stimmen.
quint-paralell
Naheliegend ist es die beiden saiten im quint-abstand zu stimmen um entweder stuecke bei gleichem finger-satz um eine quint transponiert spielen zu koennen oder um beide saiten zusammen in quint-paralellen zu spielen. Also zum beispiel zur g' melodie-saite ein c' das sehr gut auch alleine gespielt werden kann oder auch ein d'' das allerdings alleine schon sehr hoch klingt. Besser ist hier meist eine stimmung mit einer g (viola/geigen G) saite und einer paralellen d' (viola/geigen D) saite.
duodezim-paralelle
eine interessante paralell-stimmung bei der zum beispiel eine g und eine d'' saite miteinander gespielt werden oder c und g'.


Zur Intonation
(zur zeit in arbeit)

das mit der intonation bei drehleiern ist eine nicht ganz einfache sache. Bedingt dadurch, dass zusammen mit den toenen der melodie auch ein bordun-ton erklingt werden alle toene der melodie auf diesen einen bass-ton bezogen. Eine gleichschwebend temperierte stimmung wie sie auf modernen tasten-instrumenten ueblich ist, fuehrt da bei manchen toenen zu unschoenen interferenz-toenen (schwebungen).
Wesentlich schoener klingt es wenn ieder einzelne ton der tastatur zum bordun eingestimmt wird. Die dabei entstehende intonation nennt man reine intonation, weil sie auf eine minimierung der rauh und unsauber wirkenden schwebungen abzielt.

In der praxis geschieht das nach gehoer, eine methode soll hier noch geschildert werden, aber natuerlich gibt es auch eine entsprechende theoretische erklaerung:
Eine schall-welle besteht aus regelmaessigen verdichtungen und verduennungen von luft. Wenn zwei schall-wellen aufeinander treffen ueberlagern sie sich, werden sozusagen zusammen-gezaehlt. Die verdichtungen und verduennungen treffen regelmaessig zusammen.
Wenn diese schall-wellen in einem einfachen zahlen-verhaeltnis zueinander stehen, sind auch die so entstehenden wellen einfach und regelmaessig, die toene gehen ineinander auf.
Sind sich die wellen aehnlich, aber nicht in einem einfachen ganz-zahligen verhaeltmnis zueinander so entstehen pulsierende, unruhige interferenzen die anstrengend an zu hoeren sind, man koennte auch sagen, als falsch emfunden werden.
In zahlen ausgedrueckt:
Iede schall-quelle besteht aus einem buendel von schall-wellen, den partial oder teil-toenen. Die folgende zahlen-reihe ordnet iedem partial-ton einer schall-quelle eine ziffer zu, 1 entspricht dem grundton. Iede dieser ziffern (oder ihre verdopplungen) entspricht auch der frequenz des partial-tones. Also kann man auch die entsprechenden ton-namen zu ordnen:

12345678910111213141516
CCGCEG CDE G  HC

wie man sieht sind nicht alle sieben toene der diatonischen skala in dieser reihe enthalten. Zwar koennte man zum beispiel den siebten und elften partial-ton verwenden, und tut das auch, etwa bei einfachen natur-trompeten, aber aus gruenden die damit zusammen haengen, dass die zahlenverheltnisse moeglichst einfach bleiben (um schwebungen, besonders im zusammenhang mit harmonien zu vermeiden) verwendet die europaeische musik meist eine diatonische skala die zwei solcher partialton-reihen ueberlagert und damit unter ausschliesslicher verwendung der partial-toene 2, 3 und 5 (den ersten drei prim-zahlen)und deren vielfachen die anderen partial-toene (7,11,13) substituiert.
Die wahrscheinlich einfachste zahlen-reihe, die alle toene der diatonischen reihe darstellt:

2427303236404548
GAHCDEF#G
8910     
  1516    
   8910  
     89 
      1516


wenn man sich das anschaut, sieht man, dass die ganze skala aus drei verschiedenen intervallen aufgebaut ist:
8:9, 9:10 und 15:16 Man koennte auch sagen, aus grossen ganz-toenen (8:9), kleinen ganz-toenen (9:10) und noch kleineren intervallen (15:16), nennen wir sie halb-toene, was sie natuerlich streng genommen nicht sind. Der aufbau einer diatonischen skala kann demnach so dargestellt werden:

C gr D kl E h F gr G kl A gr H h C

Dieser aufbau ist immer gleich, und bezieht sich auf den grund-ton der ton-art (die tonika). Wenn man also die ton-art wechselt, beginnt diese abfolge bei dem neuen grund-ton:

G gr A kl H h C gr D kl E gr Fis h G

Sehr wichtig fuer das drehleier-stimmen ist nun zu verstehen, was das bedeutet, wenn man auf dem instrument in den zwei ton-arten C und G ton-arten spielen will:
Die folgende tabelle stellt beide ton-arten in denen auf einer drehleier in G/C ueblicher-weise gespielt wir neben-einander dar:

      CgrDklEhFgrG

kl

AgrHhC
GgrAklHhCgrDklEgrF#hGgrAklHhC

Man sieht, weitgehend stimmen die intervall-abfolgen ueberein (das Fis hat ia seine eigene taste), an einer stelle allerdings nicht: zwischen dem A und dem H liegt in C-dur ein kleiner ganzton, in G-dur ein grosser ganzton (das H ist davon nicht tangiert da ia der interval zum G gleich bleibt: ein kleiner plus ein grosser ganz-ton).
Das bedeutet, dass das reine A in C-dur deutlich tiefer ist als in G-dur. Da beide toene aber natuerlich mit ein und derselben taste gespielt werden, muss man beim stimmen eine loesung fuer dieses problem finden.
Da man ieden ton etwas erhoehen kann, wenn mann die taste staerker drueckt, wird meistens ein kompromiss gestimmt, die tangente also in eine mittel-position gedreht etwas zu tief fuer G und zu hoch fuer C. So kann man das A in G-dur nach oben intonieren und es ist in C so wenig falsch als moeglich.
Mit ieder zusaetzlich benutzten ton-art kommt auch ein weiterer ton hinzu der als kompromiss gestimmt werden muss (bei quint-benachbarten ton-arten immer der ton, der in der einen ton-art die sext und in der anderen die secund ist).

Anlaesslich einer diskussion auf einer anderen mailing liste hab ich einen kleinen text von mir zur intonation wieder ausgegraben:

reine intonation in C und G und der stimm-ton A

Das problem ist, das in der reinen intonation ausgerechnet das A seine ton-hoehe beim wechsel zwischen G und C veraendert. Wird nun dieser ton als fixer standard stimm-ton angenommen, so wird praktisch die gesamte uebrige skala verschoben, in verschiedene richtungen: in G hinunter in C hinauf.
Dadurch koennen hier teil-weise recht grosse diskrepanzen auftreten, teil-weise im bereich von ~ zehn Hertz in der eingestrichenen oktave, wenn zwei instrumente nach verschiedenen ton-arten eingestimmt sind. Es genuegt also nicht, sich einfach auf das standard A zu beziehen, man muss auch die ton-art vereibaren.

C gestimmt nach standard AG' abgeleitet von C
g'396 Hz(C/4x3)396 Hz (C/4x3)
a'440 Hz (standard A)*445,5* Hz (G'/8x9)
h'495 Hz (C/16x15)495 Hz (G'/4x5)
c''528 Hz (A/5x3)528 Hz (A/5x3)
d''594 Hz (C/8x9)594 Hz (G'/2x3)
e''660 Hz (C/4x5)660 Hz (G'/3x5)
f''704 HZ (C/3x4)f#'' = 742,5 Hz (G'/8x15)
G gestimmt nach standard AC' abgeleitet von G
g'391,11 Hz (A/9x8)391,11 Hz (A/9x8)
a'440 Hz (standard A)*434,57* Hz (C'/6x5)
h'488,88 Hz (G/4x5)488,88 Hz (C'/16x15)
c''521,48 Hz (G/3x4)521,48 Hz (G/4x3)
d''586,67 Hz (G/2x3)586,67 Hz (C'/8x9)
e''651,85 Hz (G/3x5)651,85 Hz (C'/4x5)
f#''733,33 Hz (G/8x15) f'' = 695,32 Hz (C'/3x4)


wenn man auf als standard stimm-ton auf ein temperiertes G zurueck greift, wie es geschieht wenn das Akkordeon ein G vorgibt,

ton(numerisch)(in Hertz)
A1.12246440 Hz
G = 1.00000 = 391.996 Hz


dann hat sich die session wahrscheinlich als ganzes auf die 2. variante festgelegt ( G gestimmt nach A, C gestimmt nach G) was eine verbesserung bedeutet, die stimm-differenz zwischen dem temperierten a' und dem so gestimmten a' von C betraegt aber immerhin 6,43 Hz !

Besser waere es wenn der stimm-ton A als in der mitte zwischen G und H liegend angesehen wuerde:

G:H = 1:1,25
G:A = A:H
1,0000:x = x:1,25
A = 1,11803
G = 393,549 Hz

Dadurch werden die abweichungen zwischen den gleichschwebenden stimmung und den reinen stimmungen fuer C und G gleichmaessig verteilt und moeglichst klein gehalten. die differenz der beiden a' bleibt zwar natuerlich bestehen, wird aber etwas kleiner (5,46 Hz), und zusaetzlich wird die stimm-differenz zur gleichschebenden stimmung minimiert. Hier eine tabelle die eine gleichschwebend temperierte stimmung, wie sie etwa das akkordeon hat (a' = 440 Hz), vergleicht mit den reinen stimmungen fuer G und C, ausgehend von der annahme, dass das in der reinen stimmung g' auf 393,549 Hz gestimmt wird (gerundete werte).


tongleichschwebendGC
g' = 392,00 Hz393,55 Hz (+1,55)393,55 Hz (+1,55)
a' = 440 Hz442,74 Hz (+2,74)437,28 Hz (-2,72)
h' = 493,88 Hz491,94 Hz (-1,92)491,94 Hz (-1,92)
c' = 523,25 Hz524,73 Hz (+1,48)524,73 Hz (+1,48)
d' = 587,33 Hz590,32 Hz (+2,99)590,32 Hz (+2,99)
e' = 659,26 Hz655,92 Hz (-3,34)655,92 Hz (-3,34)
f' = 698,46 hz-699,64 Hz (+1,18)
f#' = 739,99 Hz739,90 Hz (-0,09)-


das erklaert vielleicht auch, warum G dudelsaecke oft als hoch gestimmt empfunden werden: bei instrumenten wie der geige ist das A der fixe bezugs-punkt, das G wird dazu rein eingestimmt also auf 391,11 Hz. Bei temperierten instrumenten auf 392 Hz. Beides ist deutlich niedriger als das G der G/C bordun-instrumente mit 393,55 Hz mit dem aber lediglich eine sich mit dem standard A moeglichst wenig reibende reine stimmung angestrebt wird.


feinstimmen der tangenten


warum funktioniert die schnarre nicht so richtig?

provisorisch compiliert nach einem mail von mir auf der drehleier-mailing-liste ueber dieses topic



Eine einfache Antwort
zuerst ein paar praktische tips:

Die funktion einer guten schnarre ist sehr vom kolophonium und der wattierung abhaengig.
Wahrscheinlich ist die wattierung an allem schuld.
verwende so wenig watte wie moeglich, also fast keine. Iedenfalls darf die watte keine deutliche verdickung der saite bilden, sondern einen regelmaessigen 'film' um die saite.
eine detailierte beschreibung dazu mit bildern gibt es bei Helmut Gotschys 'wattierungs-assistenten':
http://www.gotschy.com/deutsch/service.html
Eine sich verschlechternde ansprache der schnarre ist ein anzeichen dafuer, dass kolophonium aufgetragen gehoert.

Entferne mit 600er sand-papier regelmaessig alles kolophonium von den rad*kanten* es verursacht dort kratzige geraeusche.

reinige sorgfaeltig die kipp-kante und das widerlager des schnarr-steges, dort sammelt sich manchmal staub und kolophonium und stoert die kipp-bewegung.

beim bau einer schnarre iedenfalls wichtig: Arbeite die kipp-kante, die schlag-flaeche und die saiten-kerbe beim schnarren-bau sehr genau.
Den saiten-andruck soll man nur beurteilen (und ie kerbe eventuell aendern) wenn watte und kolphonium optimal iustiert sind.

genauere details die funktion der schnarre ist das resultat von an die hundert variablen faktoren, die in ihrer wirkung von einander abhaengen. Eine einzelne aenderung kann daher unter umstaenden im zusammen-spiel mit den anderen faktoren entgegen-gesetzte wirkung haben. in einfacher ratschlag 'tu dies oder das' kann daher meist nur bewirken, dass man den ratgeber fuer unfaehig haelt (ganz unten findest du dann doch den versuch einer antwort).

damit du was hast zum probieren, hier eine auflistung von faktoren, die iedenfalls oder unter umstaenden etwas oder auch das gegenteil bewirken:
Radoberflaeche:
zustand, regelmaessigkeit , breite der auflage, zustand der rad-kanten, addhaesion, menge, art, verteilung des kolophoniums
Wattierung
material (baumwolle, seide, viskose) breite (position) dicke und regelmaessigkeit der wattierung, dichte, also verfilzungs-grad und halt an der saite, abnutzung, verschmutzung, (ich verwende baumwoll-kapseln vom floristen)

saiten-andruck, einer der sicher wichtigeren leicht veraenderbaren faktoren (minimale aenderungen haben maximale wirkung), in enger abhaengigkeit von wattierung und kolophonierung.

Die saite:
Saiten-staerke, material und qualitaet: also spannung, flexibilitaet, dichte, gewicht, (ich verwende KF saiten [ein karbon-kunststoff] verkauft fuer harfe oder gitarre) zustand der saite: unregelmaessigkeit, beschaedigung

Verlauf der Saite:
vertikale ablenkung: winkel vom sattel zum steg und vom steg zur decken-kante, horizontale ablenkung: umlenkungs-winkel vom sattel zum rad, vom rad zum steg, ablenkung durch die hilfs-saite oder den keil. Entfernung zwischen der hilfs-saite und dem steg, proportion der saiten-teile zueinander: sattel - rad | rad - steg | steg - hilfssaiten-knoten (keil) | hilfssaiten-knoten (keil) - deckenkante.

Hilfssaite:
abstand des hilfssaiten-knotens vom schnarr-steg, vertikaler ansatzwinkel der hilfssaite, knoten und material der hilfs-saite.

zustand der sattel kerbe, der stegkerbe.

Schnarrsteg:
formgebung: hoehe, laenge, breite, gestalt, proportion, gewichts-verteilung, oberflaeche
Zustand:
der schlag-flaeche, saiten-kerbe und der kipp-kante.
material:
dichte, gewicht, haerte, homogenitaet, flexibilitaet (Ahorn reste aus dem instrumenten-bau sind sehr gut)

zustand des widerlagers,
zustand und material der aufschlag-flaeche (addhaesion, dichte, haerte, flexibilitaet ...)

die funktion einer schnarre wir auch beeinflusst von den schwingungen der anderen saiten, und besonders anderer schnarren am instrument.

Dann gibt es noch faktoren die die schnarr-technik und damit die moeglichkeiten des spielers zu schnarren beeinflussen:
drehwiderstand, und regelmaessigkeit des laufes in den achs- und knauf-lagern, kurbel-laenge, knauf-form, oberflaeche und material, direktheit der kraftuebertragung (flexibilitaet der kurbel).

und, nicht zuletzt individuelle technik und faehigkeiten. Ein anfaenger stellt andere anspruche an eine schnarre als ein profi.