Drehleier FAQ - Haeufig gestellte fragen
"was soll man als anfaenger beim kauf beachten?"
hier meine persoenliche meinung dazu, soweit sie sich schriftlich
vermitteln laesst. Das ganze ist etwas laenger geworden, weil in einem
satz laesst sich das nicht beantworten, weswegen sich bisher offenbar
auch noch niemand der muehe unterzogen hat. Ausserdem ist das natuerlich
ein kontroversielles thema. Geht es hier doch auch um qualitaet im
instrumenten-bau, ums verkaufen und also ums geld.
Ich habe versucht meine persoenlichen, obiektivierbaren kriterien
zusammen zu stellen. instrumente die diese kriterien nicht erfuellen
muessen deswegen nicht schlecht sein, koennen individuell sogar als das
ultimativ beste erlebt werden, als instrument zum lernen wuerde ich sie
aber nicht empfehlen.
Also:
das instrument sollte
1-2 melodiesaiten haben
1-2 schnarren, oder 1 schnarre mit ganzton-umstimmer
2 bordun-saiten
mehr saiten sind fuer den anfaenger nicht zu beherschen, koennen
hoechstens mit gekauft werden fuer die zukunft.
standard-masse haben:
laenge der unverkuerzten melodie saite(n) - 345 mm (+/- 5 mm)
kurbel-laenge 65 - 70 mm
eine standard tastatur mit allen chromatischen halbtoenen haben und
einen ton umfang von 2 oktaven, das sind 14 tasten in der diatonischen
reihe ('untere tasten'; beim traditionellen franzoesischen 13 - ohne
septim in der 2. oktave), und 10 tasten fuer die chromatischen
halbton-schritte ('obere tasten').
Vom standpunkt der spielbarkeit aus sollen die diatonischen und
chromatischen tasten so zueinander angeordnet sein, dass die teilung der
chromatischen (ober-)tasten in der mitte der diatonischen (unter-)
tasten liegt nur bei den halbton-schtitten in der diatonischen (unteren)
tasten-reihe soll die teilung der ober-tasten genau ueber der teilung
der unter-tasten liegen. Traditionelle tastatur-aufteilungen halten sich
nicht an diese vorgabe, wodurch manche ton-verbindungen auf diesen
instrumenten schwerer spielbar sind.
Alle, insbesondere die hohen toene der tastatur muessen funktionieren.
Da man erst lernen muss diese toene zu spielen, sollte das von einem
erfahrenen drehleierspieler beurteilt werden. Man kann sich diese toene
auch vom verkaeufer vorspielen lassen. Aussagen wie 'diese tasten werden nicht benutzt' sollten zur skepsis mahnen.
Die aussagen der verkaufs-willigen genau hinterfragen: auch kauf direkt
beim instrumenten-bauer ist da keine sicherheit, weil die philosophien
und ansichten ueber qualitaet (stichworte: 'billige instrumente',
preiskampf, 'authentizitaet') in diesem bereich sehr divergieren. Erst
recht werden instrumente weiter-verkauft weil sie dem vorbesitzer nicht
gut genug sind. Also immer nach den motiven des verkaufs und der
preis-gestaltung fragen und genau auf die antwort hoeren und da durchaus
auch bohrend nach fragen. Etwa worin genau der unterschied zu teureren
modellen des selben instrumenten-bauers besteht.
Bei instrumenten fuer weniger als 1000 Euro ist meine skepsis sehr
gross, irgendwelche einschraenkungen sind dabei immer in kauf zu nehmen.
Es gibt sehr empfehlens-werte aber auch ganz miserable instrumente fuer
etwa 1400-1600 Eurot, aber auch extrem schlechte instrumente fuer 3000 Euro auf dem markt.
Drehleiern sollten immer direkt und nicht ueber zwischen-haendler
gekauft werden, die meist ueberhaupt keine information ueber das
instrument haben. Den Verkaeufer immer nach dem inkludierten service und support fragen.
vor dem kauf erfragen sollte man (und nur kaufen im falle der richtigen antwort):
Woraus besteht das rad?
falsche antwort: vollholz, massivholz, ein brett...
richtige antwort: sperrholz, MDF, schichtverleimtes holz, kunststoff,...
Wie baut man das rad aus?
falsche antwort: ist nie notwendig; man muss dazu die decke abnehmen,...
richtige antwort: erklaeren der methode, die ohne besondere
fach-kenntnisse ausgefuehrt werden kann.
Der kaufinteressent soll sich setzen und sich das instrument vom verkaeufer umschnallen lassen um das instrument zu sichern.
Die radabdeckung abnehmen, wie zeigt der verkaeufer. Dann die saiten vom rad nehmen, wie, kann der verkaeufer zeigen, das rad an den seiten in die hand nehmen (nicht die streichfaeche beruehren)
und versuchen es zu bewegen: laesst es sich seitwaerts, auf und ab ruckeln, macht das ein geraeusch?
wenn ia, ist das lager nicht in ordnung.
Nun die achse, dort wo sie das instrument verlaesst, in die hand nehmen
und versuchen daran zu ruckeln. wiederum sollte das nicht moeglich sein.
Als naechstes, weiterhin ohne saiten am rad, kurbeln: es darf dabei fast kein geraeusch machen, weder
schaben/rauschen noch rumpeln oder klopfen.
Kontrollieren ob der kurbelknauf ruhig laeuft. Im knauf ist ein lager, der knauf muss sich leicht und ohne widerstand drehen koennen. Wenn er wackelt oder sich hin und herschieben laesst verursacht das geraeusche. Wenn keine saiten am rad
streichen darf der wiederstand beim kurbeln nur sehr gering sein, und
auch in ieder stellung des rades gleich gross. Wenn das drehen an
manchen stellen der umdrehung fester geht als an anderen, nein danke:
das bedeutet reparatur.
Die rad-oberflaeche ganz genau inspizieren. Waehrend man das rad langsam dreht
auf kratzer, dellen, kerben achten und ob die oberflaeche gleichmaessig glatt im licht schimmert.
Die radoberflaeche soll beim kauf in perfektem zustand sein. Sie wird langsam schlechter
vom spielen und muss in laengeren intervallen vom fachmann optimiert werden.
Behauptungen des verkaeufers das 'muss sich erst einspielen' sind falsch.
eine halbton-taste (obere tasten-reihe) gedrueckt halten und den
tangenten-kasten oeffnen: die taste soll das oeffnen nicht behindern.
Kein absoluter ablehnungs-grund aber ein konstruktions-mangel der beim
feinstimmen der tangenten sehr stoert.
Die tangenten (buende) muessen bei instrumenten mit zwei oder mehr
melodie-saiten die saiten gleichzeitig, also bei gleich starkem druck
auf die taste beruehren: das instrument flach auflegen, alle melodie-saiten
'einhaengen' und ohne zu kurbeln
die taste langsam druecken: genau beobachten ob die saiten gleichzeitig
beruehrt werden, wenn nein: bei traditionellen holz-tangenten bedeutet
es einen zeitlich grossen (bastlerisch anspruchslosen) aufwand das zu
korrigieren, bei iustierbaren metall-tangenten etwa eine stunde arbeit.
Beim inspizieren der tangenen(buende) darauf achten ob die saiten die tangenten eingekerbt haben, dies ist ein zeichen fuer laengeren gebrauch. Neue instrumente haben das noch nicht.
ein einfacher test zur rundheit des rades:
nur eine melodie-saite 'einhaengen' (der verkaeufer zeigt wie) also mit dem rad streichen - alle anderen saiten sind
'ausgehaengt' (werden nicht gestrichen), waehrend des kurbelns mit einem stimmgeraet
beobachten ob sich die ton-hoehe merklich veraendert, und ob diese
ton-hoehen-aenderung von der stellung der kurbel abhaengt, ob also die
ton-hoehe mit der rad-umdrehung schwankt. Wenn ia, ist vermutlich das rad nicht
rund genug, muss also gerichtet werden.
Das instrument vom verkauefer stimmen lassen:
beobachten ob der dabei schwierigkeiten hat, beim drehen der wirbel,
beim loslassen der wirbel (dass sie ihre position nicht beibehalten).
Wenn ia, nein danke. Ein gutes instrument in gutem zustand sollte ohne stimmholz, nur mit der hand zu stimmen sein.
Selbst an den wirbeln drehen: geht das einigermassen leicht, lassen sich
die wirbel an iede stelle beliebig drehen oder huepfen sie heraus,
klemmen sie ruckeln sie? Natuerlich kan man das instrument nicht gleich
richtig stimmen, aber die gaengigkeit der wirbel kann der kaufwillige
sofort testen.
Sich etwas vorspielen lassen:
Sowohl mit als auch ohne schnarre vorspielen lassen, das instrument muss
immer angenehm klingen.
Es ist darauf zu achten ob das instrument mit nur einer oder mit zwei
melodie-saiten vorgespielt wird: darum bitten mit beiden saiten zu
spielen, dann hoert auch der laie ob das instrument gut eingestellt ist
oder nicht.
Grundsaetzlich sollte man sich als neuling auf die expertise eines
guten, moeglichst professionellen drehleier-spielers verlassen. Es
erspart wahrscheinlich viel geld und mit sicherheit muehe und
enttaeuschung sich von so einer person beraten zu lassen, auch wenn es
vielleicht eine weile dauert bis man kontakt zu einer geeigneten person
herstellen kann.
Iedenfalls ist es sinnvoll vor dem kauf, als teil der aquisition so zu
sagen, mit leih-instrument(en) an einem oder mehreren kursen teil zu
nehmen wo viele erfahrungen und kontakte gemacht werden koennen (und
verschiedene instrumente probiert werden koennen). Immerhin gibt man
letztlich eine summe aus die von den allermeisten nicht einfach
vernachlaessigt werden kann.
provisorisch compiliert nach dem mail austausch auf der hurdygurdy mailing list ueber dieses topic, mit beitraegen von Theo Bick, Neil Brook, Ben Grossman, Alden Hackmann, Colin Hill, S. Neumeier, Simon Wascher und anderen.
Es ist einfach sich selbst fluessiges colophonium zu machen. Einfach zerstossenes colophonium
in reinem alkohol aufloesen.
Die loesung sollte nicht zu klebrig sein: wenn man ein paar tropfen zwischen daumen und
zeigefinger reibt sollte es eine staerkere reibung geben aber sich nicht wirklich klebrig
anfuehlen.
Durch hinzufuegen von alkohol oder einer dickeren loesung so einstellen, dass beim auftrag
auf das rad gerade die optimale menge colophonium aufgetragen wird.
Grundsaetzlich ist das die selbe loesung die verwendet wird um ein neues rad beim bau einer
drehleier erstmals mit colophonium ein zu lassen, allerdings etwas schwaecher.
Die wichtigsten faktoren fuer gutes fluessiges colophonium sind die qualitaet des colphoniums,
und das optimale verhareltnis zwischen alkohol und colophonium. Beides ist auch abhaengig vom
spiel-stil und von der art des colophonium auftrages.
Ein wichtiger faktor ist auch ein gut eingestelltes instrument. Wenn der druck der saiten zu
hoch, oder die wattierung schlecht gemacht ist, hilft auch das beste colophonium nicht.
Alle saiten vom rad aushaengen. Einige tropfen colophonium auf ein etwa erbsen-grosses
stueckchen watte auftragen und gleichmaessig auf die ganze rad-oberflaeche auftragen. Manche leute
nehmen dafuer auch einen pinsel oder ein stueck stoff.
Den alkohol kurz, ein paar sekunden bis eine minute abtrocknen lassen, das rad drehen und dabei
mit einem watte-bausch fest gegen die rad-oberflaeche druecken. Durch dei waerme-entwicklung wird
die oberflaeche ganz getrocknet und noch geglaettet. Am schluss den watte-bausch sehr fest gegen
die kanten des rades druecken um das colophonium von dort zu entfernen, dadurch wird der klang
besser.
Der auftrag des colophoniums ist dann richtig, wenn bei sehr geringer drehgeschwindigkeit weder
ein kratzendes geraeusch entsteht, dann ist zuviel colophonium aufgetragen , noch das rad unter den
saiten durch rutschen kann: dann ist der colophonium auftrag zu gering. Vorausgesetzt ist
natuerlich, dass der druck der saiten auf das rad richtig iustiert ist.
Feines schleif-papier (600 bis 800) kann eine hilfe sein wenn zu viel colophonium aufgetragen ist, bei richtiger dosierung ist es aber nicht notwendig.
Am anfang am besten ein wenig von dem colophonium-block oder -pulver verarbeiten das man auch bisher benutzt hat. Eine drehleier ist ein gestrichenes saiten-instrument das die selbe art von saiten benutzt wie andere streich-instrumente. Das colpophonium das man dafuer verwendet sollte also eines fuer violine viola oder cello sein, vom exotischen und experimentellen sollte man die finger lassen.
Empfehlenswert ist reiner 90-95 prozentiger alkohol (ethanol). Alkohol wie er zur
haut-desinfektion benutzt wird hat ueblicherweise nur 70%, trocknet daher langsamer und beeinflusst
mit seinen 30% wasser-gehalt eventuell das rad negativ (bei holz-raedern).
Spiritus ist die gebraeuchlichste bezeichnung fuer den benoetigten 90-95 prozentigen ethanol
fuer technische zwecke der als putz oder frostschutz-mittel in drogerien, apotheken,
farben-fachgeschaeften und auf tankstellen verkauft wird. Er ist mit einem besonders schlecht
schmeckenden zusatz vergaellt, damit er nicht getrunken wird, und im vergleich zu dem fuer den
verzehr bestimmten "weingeist" sehr preiswert.
Frueher konnte "spiritus" auch beimengungen von methanol enthalten, das ist iedoch giftig und im
heutigen "spiritus" nicht mehr enthalten.
Am besten ist aus mehreren gruenden ein flaeschchen mit einem tropfer-einsatz, das ist ein
plastik-teil der den flaschen-hals praktisch verschliesst und nur einzelne tropfen aus der flasche
entlaesst. Man bekommt es zum beispiel in ieder apotheke (man bekommt dort auch flaeschchen mit
pipette, und selbst bei korrekter kauf-order wird einem das verkaufs-personal gelegentlich aus
irrtum ein solches geben wollen).
Im vergleich mit einem flaeschchen mit pipette gibt es mehrere vorteile: da das flaeschchen selbst
die dosier-vorrichtung enthaelt, muss man mit einem teil weniger hantieren. Selbst wenn das offene
flaeschchen umfaellt, werden nur wenige tropfen verschuettet.
Bei flaeschchen mit pipette kommt es immer wieder vor, dass diese immer fort lecken, da das
ganze deckel-gewinde einerseits staendig mit harz verklebt und andererseits in geschlossenem
zustand wieder angeloest wird. Beim flaeschchen mit tropfer-einatz kann auch in diesem fall das
colophonium nur tropfenweise auslaufen.
Ein hauptvorteil ist, dass bei iedem colophonium auftrag das rad durch den alkohol zugleich gruendlich von fett und anderen verschmutzungen gereinigt wird.
Normalerweise, abhangig von den aeusseren bedingungen und dem saitendruck, haelt der
colophonium-aufrtrag mit fluessigem colophonium fuer etwa 2 bis 20 stunden spieldauer, haelt also laenger als andere methoden
des colophonierens.
Ich persoenlich habe bei buehnen-auftritten trotzdem auch einen block colophonium dabei da
dieses schneller auf zu tragen ist. Das vermittelt eine gewisse sicherheit aber ich verwende es so
gut wie nie.
Mit dem fluessigen colophonium kann die watte auf der saite fixiert werden. Einerseits kann bei
glatten, etwa umsponnenen saiten die saite mit einer kleinigkeit colophonium besser haftend gemacht
werden, anderer seits kann man die wattierung der saite mit einem tropfen colophonium "verkleben",
um zum beispiel in beide richtungen drehen zu koennen, ohne das sich die wattierung loest.
Wenn dann die wattierung sich schlecht von der saite loesen laesst, einfach mit ein paar tropfen
fluessigem colophonium anloesen.
gibt es fertiges fluessiges colophonium zu kaufen?
Es gibt fluessiges colophonium fuer geigen zu kaufen, das aber auch erst mit alkohol auf die richtige staerke verduennt werden muss, es gibt einen anbieter in Deutschland fuer fluessiges drehleier-colophonium: Natalia Issupow, und beim drehleier-bauer Wolfgang Weichselbaumer kann man es fertig beziehen.
welche stimmungen und tonarten sind mit der drehleier moeglich ?
(zur zeit in arbeit)
grundsaeztlich gibt es keine algemeine norm fuer die stimmung von drehleiern, aber es gibt ein paar
stimmungen die durch ihre verbreitung bedeutung erlangt haben.
Wie man sein persoenliches instrument stimmt, haengt von mehrereren faktoren ab, die hier erlaeutert werden
sollen.
Die erste frage ist "mit wem will ich zusammen musizieren ?" es ist frustrierend das instrument in G/C gestimmt
zu haben wenn die musiker mit denen man zusammen kommt alle in B und Es musizieren.
"Will ich zum instrument singen?" Wenn ia, sollte die stimmung des instrumentes dafuer die richtige tonart haben.
Wenn kein konkreter anlass fuer eine bestimmte stimmung spricht, spricht einiges dafuer sich fuer eine "uebliche" stimmung zu entscheiden.
uebliche stimmungen
G/C
bei dieser stimmung sind die melodie-saiten in G gestimmt, mit bordunen in G und C, die schnarr-saite kann nach D umgestimmt werden.
In dieser stimmung ist es ueblich in G und C zu spielen, einschliesslich der moll und kirchen-toene auf diesen gruend-toenen
(C und G dorisch, mixolydisch etc).
Aufgrund der vorhandenen schnarr-toene ist es ohne groessere schwierigkeit moeglich auch in den skalen auf den grund-toenen
D und F zu musizieren. Aufgrund der leeren saite G ist A-dur recht schwierig in dieser stimmung, ausserdem fehlt hier der geeignete bordun-ton.
standardmaessig hat eine sechssaitige drehleier in G/C folgende saiten:
G ~ 98 Hz (G des cello)
c ~ 131 Hz (c der viola)
g ~ 196 Hz (g der violine oder viola)
schnarr-saite:
c'/d' ~ 262/294 Hz (d' der violine oder viola)
melodie-saiten:
g' + g' ~ 392 + 392 Hz
wenn zwei melodie-saiten vorhanden sind werden beide traditioneller-weise gleich in g' gestimmt. So die resonanz des
instruments es unterstuetzt ist es moeglich und sehr klangschoen eine der beiden melodie-saiten mit einer viola oder
violin g saite eine oktave tiefer zu stimmen.
Ein vorteil der G/C stimmung ist, dass die zuordnung der toene zu den tasten in gleicher weise erfolgt wie bei anderen klaviaturen:
die diatonische tasten-reihe entspricht den toenen der C-dur. Die versetzungs-zeichen (#, b) im noten-bild sind daher den
ober-tasten der tastatur zugeordnet analog dem klavier.
D/G
Diese zweite standard-stimmung stammt aus Zentral-Frankreich und eignet sich auch ganz besonders fuer die
tanz-musik aus dieser region.
Die melodie-saiten sind in D gestimmt mit bordunen und schnarr-saite ebenfalls in D.
In dieser stimmung ist es ueblich in D und G zu spielen, einschliesslich der moll und kirchen-toene auf diesen gruend-toenen
(G und D dorisch, mixolydisch etc).
Es ist empfehlenswert einen der bordune auf G zu stimmen.
standardmaessig hat eine sechssaitige drehleier in D/G folgende saiten:
D ~ 73 Hz (ein ton ueber dem C des cellos)
d ~ 147 Hz (ein ton ueber dem C der viola) oder G ~ 98 Hz (G des cello)
d ~ 147 Hz (ein ton ueber dem C der viola)
schnarr-saite:
d' ~ 294 Hz (d' der violine oder viola)
melodie:-saiten:
d' ~ 294 Hz (d' der violine oder viola)
d'' ~ 592 Hz (ein ton unter dem e' der violine)
die beiden melodiesaiten werden traditioneller-weise in oktaven gestimmt.
A
Diese stimmung ist in Ungarn ueblich. Die melodie-saite ist in E gestimmt, die bordune und die schnarr-saite in A.
In dieser stimmung ist es ueblich in A zu spielen, einschliesslich der moll und kirchen-toene auf diesem gruend-ton
(A dorisch, mixolydisch etc).
bordune:
A ~ 110 Hz
e ~ 165 Hz
schnarr-saite
a ~ 220 Hz
melodie-saite:
e' ~ 330 Hz
Galizische Zanfona, dieses instrument besitzt keine schnarre. Hier die beiden standard-stimmungen:
DO
1. bordon
c ~ 131 Hz (c der viola)
2. bordon
G ~ 98 Hz (G des cello)
1. & 2. cantantes (melodie-saiten)
g' + g' ~ 392 + 392 Hz
3. cantante
g ~ 196 Hz (g der violine oder viola)
SOL
1. bordon
2. bordon
1. & 2. cantantes (melodie-saiten)
3. cantante
Zu diesen standard-stimmungen gibt es noch ein paar ergaenzungen die die klanglichen moeglichkeiten des instruments
erweitern koennen.
Erwaehnt wurde schon die oktavierung der melodie-saiten etwa g zu g'.
Bei instrumenten mit zwei melodie-saiten beteht auch die moeglichkeit die saiten auf verschiedene grund-toene zu stimmen.
quint-paralell
Naheliegend ist es die beiden saiten im quint-abstand zu stimmen um entweder stuecke bei gleichem finger-satz um eine
quint transponiert spielen zu koennen oder um beide saiten zusammen in quint-paralellen zu spielen. Also zum beispiel
zur g' melodie-saite ein c' das sehr gut auch alleine gespielt werden kann oder auch ein d'' das allerdings alleine
schon sehr hoch klingt. Besser ist hier meist eine stimmung mit einer g (viola/geigen G) saite und einer paralellen d'
(viola/geigen D) saite.
duodezim-paralelle
eine interessante paralell-stimmung bei der zum beispiel eine g und eine d'' saite miteinander gespielt werden oder c und g'.
Zur Intonation
(zur zeit in arbeit)
das mit der intonation bei drehleiern ist eine nicht ganz einfache sache. Bedingt dadurch, dass zusammen
mit den toenen der melodie auch ein bordun-ton erklingt werden alle toene der melodie auf diesen einen bass-ton bezogen.
Eine gleichschwebend temperierte stimmung wie sie auf modernen tasten-instrumenten ueblich ist, fuehrt da bei
manchen toenen zu unschoenen interferenz-toenen (schwebungen).
Wesentlich schoener klingt es wenn ieder einzelne ton der tastatur zum bordun eingestimmt wird. Die dabei entstehende
intonation nennt man reine intonation, weil sie auf eine minimierung der rauh und unsauber wirkenden schwebungen abzielt.
In der praxis geschieht das nach gehoer, eine methode soll hier noch geschildert werden, aber natuerlich gibt es auch eine entsprechende
theoretische erklaerung:
Eine schall-welle besteht aus regelmaessigen verdichtungen und verduennungen von luft. Wenn zwei schall-wellen aufeinander treffen
ueberlagern sie sich, werden sozusagen zusammen-gezaehlt. Die verdichtungen und verduennungen treffen regelmaessig zusammen.
Wenn diese schall-wellen in einem einfachen zahlen-verhaeltnis zueinander stehen, sind auch die so entstehenden
wellen einfach und regelmaessig, die toene gehen ineinander auf.
Sind sich die wellen aehnlich, aber nicht in einem einfachen ganz-zahligen verhaeltmnis zueinander
so entstehen pulsierende, unruhige interferenzen die anstrengend an zu hoeren sind, man koennte auch sagen, als falsch
emfunden werden.
In zahlen ausgedrueckt:
Iede schall-quelle besteht aus einem buendel von schall-wellen, den partial oder teil-toenen. Die folgende zahlen-reihe ordnet iedem
partial-ton einer schall-quelle eine ziffer zu, 1 entspricht dem grundton. Iede dieser ziffern (oder ihre verdopplungen) entspricht
auch der frequenz des partial-tones. Also kann man auch die entsprechenden ton-namen zu ordnen:
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |
C | C | G | C | E | G | C | D | E |   | G | H | C |
wie man sieht sind nicht alle sieben toene der diatonischen skala in dieser reihe enthalten. Zwar koennte man zum beispiel den siebten
und elften partial-ton verwenden, und tut das auch, etwa bei einfachen natur-trompeten, aber aus gruenden die damit zusammen haengen, dass
die zahlenverheltnisse moeglichst einfach bleiben (um schwebungen, besonders im zusammenhang mit harmonien zu vermeiden) verwendet die
europaeische musik meist eine diatonische skala die zwei solcher partialton-reihen ueberlagert und damit unter ausschliesslicher verwendung
der partial-toene 2, 3 und 5 (den ersten drei prim-zahlen)und deren vielfachen die anderen partial-toene (7,11,13) substituiert.
Die wahrscheinlich einfachste zahlen-reihe, die alle toene der diatonischen reihe darstellt:
24 | 27 | 30 | 32 | 36 | 40 | 45 | 48 |
G | A | H | C | D | E | F# | G | 8 | 9 | 10 | 15 | 16 | 8 | 9 | 10 | 8 | 9 | 15 | 16 |
C | gr | D | kl | E | h | F | gr | G | kl | A | gr | H | h | C | ||||||
G | gr | A | kl | H | h | C | gr | D | kl | E | gr | F# | h | G | gr | A | kl | H | h | C |
C gestimmt nach standard A | G' abgeleitet von C | |
g' | 396 Hz(C/4x3) | 396 Hz (C/4x3) |
a' | 440 Hz (standard A) | *445,5* Hz (G'/8x9) |
h' | 495 Hz (C/16x15) | 495 Hz (G'/4x5) |
c'' | 528 Hz (A/5x3) | 528 Hz (A/5x3) |
d'' | 594 Hz (C/8x9) | 594 Hz (G'/2x3) |
e'' | 660 Hz (C/4x5) | 660 Hz (G'/3x5) |
f'' | 704 HZ (C/3x4) | f#'' = 742,5 Hz (G'/8x15) | G gestimmt nach standard A | C' abgeleitet von G |
g' | 391,11 Hz (A/9x8) | 391,11 Hz (A/9x8) |
a' | 440 Hz (standard A) | *434,57* Hz (C'/6x5) |
h' | 488,88 Hz (G/4x5) | 488,88 Hz (C'/16x15) |
c'' | 521,48 Hz (G/3x4) | 521,48 Hz (G/4x3) |
d'' | 586,67 Hz (G/2x3) | 586,67 Hz (C'/8x9) |
e'' | 651,85 Hz (G/3x5) | 651,85 Hz (C'/4x5) |
f#'' | 733,33 Hz (G/8x15) | f'' = 695,32 Hz (C'/3x4) |
ton | (numerisch) | (in Hertz) |
A | 1.12246 | 440 Hz |
G | = 1.00000 | = 391.996 Hz |
Besser waere es wenn der stimm-ton A als in der mitte zwischen G und H
liegend angesehen wuerde:
G:H = 1:1,25
G:A = A:H
1,0000:x = x:1,25
A = 1,11803
G = 393,549 Hz
Dadurch werden die abweichungen zwischen den gleichschwebenden stimmung
und den reinen stimmungen fuer C und G gleichmaessig verteilt und
moeglichst klein gehalten. die differenz der beiden a' bleibt zwar
natuerlich bestehen, wird aber etwas kleiner (5,46 Hz), und zusaetzlich
wird die stimm-differenz zur gleichschebenden stimmung minimiert.
Hier eine tabelle die eine gleichschwebend temperierte stimmung, wie sie
etwa das akkordeon hat (a' = 440 Hz), vergleicht mit den reinen
stimmungen fuer G und C, ausgehend von der annahme, dass das in der
reinen stimmung g' auf 393,549 Hz gestimmt wird (gerundete werte).
ton | gleichschwebend | G | C |
g' | = 392,00 Hz | 393,55 Hz (+1,55) | 393,55 Hz (+1,55) |
a' | = 440 Hz | 442,74 Hz (+2,74) | 437,28 Hz (-2,72) |
h' | = 493,88 Hz | 491,94 Hz (-1,92) | 491,94 Hz (-1,92) |
c' | = 523,25 Hz | 524,73 Hz (+1,48) | 524,73 Hz (+1,48) |
d' | = 587,33 Hz | 590,32 Hz (+2,99) | 590,32 Hz (+2,99) |
e' | = 659,26 Hz | 655,92 Hz (-3,34) | 655,92 Hz (-3,34) |
f' | = 698,46 hz | - | 699,64 Hz (+1,18) |
f#' | = 739,99 Hz | 739,90 Hz (-0,09) | - |
provisorisch compiliert nach einem mail von mir auf der drehleier-mailing-liste ueber dieses topic
Eine einfache Antwort
zuerst ein paar praktische tips:
Die funktion einer guten schnarre ist sehr vom kolophonium und der
wattierung abhaengig.
Wahrscheinlich ist die wattierung an allem schuld.
verwende so wenig watte wie moeglich, also fast keine. Iedenfalls darf
die watte keine deutliche verdickung der saite bilden, sondern einen
regelmaessigen 'film' um die saite.
eine detailierte beschreibung dazu mit bildern gibt es bei Helmut Gotschys 'wattierungs-assistenten':
http://www.gotschy.com/deutsch/service.html
Eine sich verschlechternde ansprache der schnarre ist ein anzeichen
dafuer, dass kolophonium aufgetragen gehoert.
Entferne mit 600er sand-papier regelmaessig alles kolophonium von den
rad*kanten* es verursacht dort kratzige geraeusche.
reinige sorgfaeltig die kipp-kante und das widerlager des
schnarr-steges, dort sammelt sich manchmal staub und kolophonium und
stoert die kipp-bewegung.
beim bau einer schnarre iedenfalls wichtig:
Arbeite die kipp-kante, die schlag-flaeche und die saiten-kerbe beim
schnarren-bau sehr genau.
Den saiten-andruck soll man nur beurteilen
(und ie kerbe eventuell aendern) wenn watte und kolphonium optimal
iustiert sind.
genauere details
die funktion der schnarre ist das resultat von an die hundert variablen
faktoren, die in ihrer wirkung von einander abhaengen. Eine einzelne
aenderung kann daher unter umstaenden im zusammen-spiel mit den anderen
faktoren entgegen-gesetzte wirkung haben. in einfacher ratschlag 'tu
dies oder das' kann daher meist nur bewirken, dass man den ratgeber fuer
unfaehig haelt (ganz unten findest du dann doch den versuch einer
antwort).
damit du was hast zum probieren, hier eine auflistung von faktoren, die
iedenfalls oder unter umstaenden etwas oder auch das gegenteil bewirken:
Radoberflaeche:
zustand, regelmaessigkeit , breite der auflage, zustand der rad-kanten,
addhaesion, menge, art, verteilung des kolophoniums
Wattierung
material (baumwolle, seide, viskose) breite (position) dicke und
regelmaessigkeit der wattierung, dichte, also verfilzungs-grad und halt
an der saite, abnutzung, verschmutzung, (ich verwende baumwoll-kapseln
vom floristen)
saiten-andruck, einer der sicher wichtigeren leicht veraenderbaren
faktoren (minimale aenderungen haben maximale wirkung), in enger
abhaengigkeit von wattierung und kolophonierung.
Die saite:
Saiten-staerke, material und qualitaet:
also spannung, flexibilitaet, dichte, gewicht, (ich verwende KF saiten
[ein karbon-kunststoff] verkauft fuer harfe oder gitarre)
zustand der saite: unregelmaessigkeit, beschaedigung
Verlauf der Saite:
vertikale ablenkung: winkel vom sattel zum steg und vom steg zur
decken-kante, horizontale ablenkung: umlenkungs-winkel vom sattel zum
rad, vom rad zum steg, ablenkung durch die hilfs-saite oder den keil.
Entfernung zwischen der hilfs-saite und dem steg, proportion der
saiten-teile zueinander: sattel - rad | rad - steg | steg -
hilfssaiten-knoten (keil) | hilfssaiten-knoten (keil) - deckenkante.
Hilfssaite:
abstand des hilfssaiten-knotens vom schnarr-steg, vertikaler
ansatzwinkel der hilfssaite, knoten und material der hilfs-saite.
zustand der sattel kerbe, der stegkerbe.
Schnarrsteg:
formgebung:
hoehe, laenge, breite, gestalt, proportion, gewichts-verteilung,
oberflaeche
Zustand:
der schlag-flaeche, saiten-kerbe und der kipp-kante.
material:
dichte, gewicht, haerte, homogenitaet, flexibilitaet
(Ahorn reste aus dem instrumenten-bau sind sehr gut)
zustand des widerlagers,
zustand und material der aufschlag-flaeche (addhaesion, dichte, haerte,
flexibilitaet ...)
die funktion einer schnarre wir auch beeinflusst von den schwingungen
der anderen saiten, und besonders anderer schnarren am instrument.
Dann gibt es noch faktoren die die schnarr-technik und damit die
moeglichkeiten des spielers zu schnarren beeinflussen:
drehwiderstand, und regelmaessigkeit des laufes in den achs- und
knauf-lagern, kurbel-laenge, knauf-form, oberflaeche und material,
direktheit der kraftuebertragung (flexibilitaet der kurbel).
und, nicht zuletzt individuelle technik und faehigkeiten. Ein anfaenger
stellt andere anspruche an eine schnarre als ein profi.