Zum Recht auf Satire
Selbstverständlich kann physische Gewalt keine Antwort auf Satire sein, und selbstverständlich ist Selbstjustiz keine Möglichkeit.
Ein konstruktiver Beitrag zum wohlwollenden Nebeneinander verschiedenster politischer und gesellschaftlicher Ansichten, wie es der liberale demokratische Staat von seinen Bewohnern verlangt, und das der Zweck der Institutionen des Staates und der Medien ist, ist die Satire jedoch nicht.
Satire enthält ein hohes Mass verbaler Aggression und Gewaltnähe.
Wenn man nachliest, welche Begriffe Satire definieren, so wird offenbar, dass es sich dabei nicht um konstruktive Kommunikation handelt sondern um absichtliche Demütigung des Kommunikationspartners.
Wikipedia definiert Satire durch Begriffe wie: verspotten, anprangern, Polemik (Einseitigkeit, Parteilichkeit, Agitation bis hin zur Aggression), Übertreibung, Verzerrung von Sachverhalten, der Lächerlichkeit preis geben, einen Gegner bloßstellen. (de.Wikipedia.org: Satire)
Ich sehe kein Recht darauf Menschen mit Absicht zu verspotten, anzuprangern, der Lächerlichkeit preis zu geben, bloßzustellen, zu demütigen, kein Recht darauf in der Argumentation Sachverhalte absichtlich zu verzerren, etwa durch Übertreibung.
Auch absichtliche Einseitigkeit oder Parteilichkeit, wiewohl naturgegeben durch das Eigeninteresse, steht in Zielkonflikt mit dem Gebot des wohlwollenden Miteinanders. Das Verstehen - nicht Teilen - der Positionen der Anderen ist für das wohlwollende Miteinander eine wichtige Methode.
Die Grenze zwischen den Spitzen exemplarischer Argumentation und der Satire ist schwierig zu ziehen, und kann von verschiedenen Betrachtern verschieden erlebt werden. In einer offen geführten sachlichen Argumentation zu unterliegen kann auch als demütigend empfunden werden.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit im Rahmen des Schutzes des Rechtes auf freie Meinungsäusserung diese Grenzfälle zur Satire zuzulassen, zu erdulden, also Fälle in denen der Empfänger einer Meinungsäusserung diese als satirisch empfindet, ohne dass dies durch die Meinungsäusserung intendiert war.
Ein Recht auf absichtliche Satire kann ich nicht sehen. Die Tatsache, dass Satire eine lange Tradition hat und verbreitet ist, ist keine Legitimation. Auch Kriege und Terroranschläge sind in der Welt tief verankert.