Simon Wascher





Text zur Geschichte der Drehleier in Oesterreich. Eine Skizze
Etwas mehr als nur die gesammelten quellen.

Bis ins vorige iahrhundert war die drehleier in grossen teilen Europas verbreitet: Noch im 18. iahrhundert war sie ein haupt-instrument der traditionellen musik auch in Oesterreich, in den 1850er iahren ist sie in Wien zuletzt belegt, in der Mariazeller gegend durch ein photo noch ca. 1890. In heimat-haeusern und museen finden sich noch zahlreiche erhaltene instrumente. Auch heute ist sie in Zentralfrankreich, Nordwestspanien und Ungarn als traditionelles musik-instrument verbreitet, in Oesterreich lässt sich ein ein durchgehender "Traditionsfaden" vom 19. jahrhundert bis in die gegenwart nachweisen. In vielen regionen Europas erlebt sie eine renaissance: Beispielsweise in Deutschland, Norditalien, Polen, den USA oder England. Das instrument hat heute vermutlich eine größere verbreitung als je zuvor.
Die drehleier ist ab dem 12. iahrhundert, bereits in zwei verschiedenen formen nebeneinander, fuer einen beziehungsweise zwei spieler, nachweisbar.
Eine bedeutende veraenderung macht die drehleier im achtzehnten iahrhundert in Frankreich mit. Im zuge einer romantisch verklaerten begeisterung fuer das land-leben, entstehen, waehrend einer nicht all zu langen zeit-spanne, viele kammermusikalische werke fuer "laendliche" instrumente, unter ihnen die drehleier. Die beschaeftigung mit diesen "exotischen" instrumenten, ist iedoch nicht nur eine modische kuriositaet, sondern spiegelt ebenso die begeisterung fuer die erfrischende, kraftvolle klang-welt dieser laendlichen tanz-musik wider. Das instrument wird in dieser zeit fuer den gebrauch in der hoefischen (kammer-) musik adaptiert. Viele technische grundlagen der heute allgemein verwendeten instrumente sind auf diese zeit zurueck zu verfolgen.

Auch bei "oesterreichischen" komponisten dieser zeit findet sich findet sich die drehleier in der schilderung des "landlebens". Als instrument bei Leopold Mozart in der "Bauernhochzeit", als topos etwa bei W. A. Mozart im Deutschen Tanz KV 606 "mit Leierer Trio", bei F. Schubert in der Winterreise.
Die wichtigsten kompositionen fuer drehleier, aus oesterreichischer sicht, schuf Joseph Haydn als auftragswerke fuer den koenig von Neapel, der mit einer Erzherzogin von Oesterreich verheiratet war. Es sind dies fuenf concerti und sieben notturni fuer zwei "lyra organizata", orgel-leiern.
Nach ihrem verschwinden aus der traditionellen musik in Oesterreich ende des neunzehnten iahrhunderts war es fuer iahrzehnte still um das instrument. Erst mit der entwicklung der folk-musik ende sechziger iahre gibt es auch vereinzeltes pionierhaftes interesse fuer die drehleier. Das repertoire umfasst im wesentlichen sogenannte "mittelalterliche" musik sowie balladen und moritaten.
Das revival der drehleier ist im gesamten deutschsprachigen raum, wie offenbar das interesse am "folk" und seine entwicklung allgemein, eng mit alternativen lebens- und kultur-formen verbunden. Dem entsprechend die herangehens-weise: Selbstbau der instrumente, autodidaktes erarbeiten von technik und repertoire, geringes interesse an oeffentlichkeit oder bewertung nach allgemeinen musikalischen kriterien.
Nur von wenigen wird eine beherrschung des instrumentes angestrebt die etwa die wiedergabe rascher tanzmusik erlaubt.
In den letzten iahren scheint es eine positive entwicklung fuer das instrument zu geben. Ende der achtziger iahre haben sich mit dem Steirischen Bordunmusiktreffen und dem BordunMusik-Fest zwei veranstaltungen etabliert die sich die verbreitung bordunierender musik zur aufgabe gestellt haben und bei denen auch spielkurse fuer die drehleier angeboten werden. In einigen wenigen musik-gruppen wird die drehleier verwendet, die kartei des BordunMusik-Festes umfasst zur zeit ca. 220 adressen von "drehleier-besitzern" in Oesterreich. Erstaunlicherweise gibt es hierzulande drei drehleierbauer. Anfang 1998 ist eine Drehleierschule erschienen.

Simon Wascher